So wähle ich als Investment-Profi Aktien aus!
Jeff Bezos hat Powerpoint-Präsentationen bei Amazon-Vorstandsmeetings verbannt. Ersetzt wurden diese durch lange Memos, die alle zu Beginn lesen.
Ich finde diese Vorgehensweise sehr gut – gar nicht unbedingt, weil Präsentationen nicht gut sein können – aber weil es zu einfach ist, eine schlechte Präsentation zusammenzuklicken.
In einem geschriebenen Text dagegen muss man viel länger darüber nachdenken, wie man seine Gedanken erklärt – und das Ergebnis ist in der Regel besser.
Also wird mein Webinar eines im „Jeff-Bezos-Style“.
Damit jeder selbst entscheiden kann, wann er mein Memo lesen will, bekommt ihr es einige Tage vorher – das lässt auch genügend Zeit, über Fragen nachzudenken.
Im eigentlichen Webinar, starten wir dann direkt mit Fragen!
Wie ich zu dem kam, was ich heute tue?
Für Investments und Geld habe ich mich schon als Kind interessiert.
Mit 8 Jahren habe ich meine ersten Bundesschatzbriefe gekauft, die damals noch richtig Zinsen abwarfen.
Mit 15 kaufte ich meine ersten Aktien. Das war kurz vor der Jahrtausendwende, mitten in der Internetaktien-Blase. In kurzer Zeit erzielte ich große Renditen und wenige Jahre später war alles wieder weg. Im Nachhinein eine große Dummheit, auch wenn es sich damals nur um kleine Beträge handelte – auf der anderen Seite aber auch sehr lehrreich.
Nach dem Platzen der Internetaktien-Blase verlor ich erstmal das Interesse.
Aber auch für Technik habe ich mich immer interessiert und daher begonnen Mechatronik (Maschinenbau + Elektrotechnik) zu studieren. Während des Studiums, zum Hochpunkt der Finanzkrise, begann ich mich dann wieder vermehrt für Aktien zu interessieren.
Ich wollte tiefer in das Thema einsteigen, es besser machen als 10 Jahre zuvor. Relativ schnell bin ich dann auf Warren Buffett und Value Investing gestoßen. Das erschien mir intuitiv als die richtige Herangehensweise – Aktien als Anteile an Unternehmen zu sehen, die einen Wert haben, und die man idealerweise unter Wert kauft.
Obwohl ich zu dieser Zeit quasi kein Geld zum Investieren hatte, steckte ich in dieses Thema bald sehr viel Zeit. Mein Gedanke war, dass das etwas ist, was mich sehr interessiert und dass es sich langfristig sicher auszahlt, so viel wie möglich darüber zu lernen.
Nach Abschluss meines Studiums war ich ein Jahr als angestellter Ingenieur tätig, aber mir wurde schnell klar, dass ich mein eigenes Ding machen wollte, und das Angestellten-Dasein nichts für mich ist.
Einen Masterplan hatte ich nicht, klar war mir eigentlich nur, dass ich langfristig etwas im Investmentbereich machen wollte, kurzfristig aber auch meinen Lebensunterhalt verdienen musste. Am besten auf eine Art und Weise, die mir möglichst viele Freiheiten ließ.
Neben meinem Blog Simple-Value-Investing.de startete ich daher noch einige Webseiten, auf denen ich Produkte testete und mit Affiliate-Marketing Geld verdiente. Das funktionierte auch recht gut, war zwar viel Arbeit, aber ich konnte davon meinen Lebensunterhalt bestreiten und war relativ flexibel.
Nachdem ich ca. 1,5 Jahre in Vollzeit dabei war, ergab sich etwas Neues: Ein Bekannter, den ich einige Jahre zuvor kennengelernt hatte, der von Investments genauso begeistert war wie ich, wollte anfangen, nicht nur sein eigenes, sondern auch das Geld anderer Leute anzulegen.
Schnell wurde klar, dass wir sehr ähnliche Vorstellungen haben und wir beschlossen, das Ganze gemeinsam zu starten.
Seitdem widmete mich wieder voll dem Investmentbereich. Meine Affiliate-Webseiten halfen dabei, da sie zunächst weiterhin auch ohne viel Aufwand Erträge abwarfen. Anfang 2015 starteten wir gemeinsam eine Beteiligungsgesellschaft, mit Geld von Verwandten, Freunden und einigen vermögenden Privatpersonen.
Meine Investment-Strategie
Wir haben versucht, schon die Struktur unserer Gesellschaft so aufzubauen, dass Probleme, die üblicherweise bei Investment-Gesellschaften auftreten, von vorneherein vermieden werden.
Wir erledigen sämtlichen Research und Investmententscheidungen zu zweit.
Erstens ist das kostengünstiger, zweitens sind wir der Meinung, dass ein großes Team in diesem Bereich nur selten einen Mehrwert schafft – die besten Investmentmanager die wir kennen, arbeiten allein oder maximal zu zweit.
Wir erhalten keine feste Vergütung, sondern 25% der Rendite, die über 4% p.a. hinausgeht, nachdem etwaige Verluste aus Vorjahren ausgeglichen sind.
Das ist keinesfalls wenig, wenn wir gute Renditen erzielen, schafft aber eine Interessengleichheit: wenn wir schlechte Ergebnisse erzielen, arbeiten wir umsonst. Investmentmanager, die auch bei schlechten Ergebnissen eine Vergütung erhalten, sind oft mehr fokussiert darauf, Anlegergelder einzusammeln, als gute Renditen zu erzielen. Leider ist das aber die Regel in der Branche. Auch haben wir beide einen großen Teil unseres Vermögens hier angelegt.
Ich habe es nie verstanden, wie man einem Manager vertrauen kann, der sein eigenes Geld woanders angelegt.
Bei der Auswahl von Investments konzentrieren wir uns derzeit auf börsengehandelte Aktien, könnten aber auch nicht-börsengehandelte Unternehmensanteile oder gar komplette Unternehmen kaufen.
Im Prinzip sehen wir hier aber keinen großen Unterschied – wir sehen Aktien genauso als unternehmerische Beteiligung, was leider bei vielen Marktteilnehmern in den Hintergrund tritt.‘
Der Unterschied: wenn man Aktien als unternehmerische Beteiligung sieht, denkt man automatisch langfristiger.
Wir denken nicht, dass wir kurzfristig vorhersagen können, wie sich Aktienkurse bewegen. Stattdessen wollen wir langfristig am Unternehmenserfolg partizipieren. Denn dann kommt es mehr auf den Erfolg des Unternehmens selbst an – auf Unternehmensgewinne und wie sinnvoll diese reinvestiert oder als Dividenden ausgeschüttet werden.
Bei der Auswahl von Unternehmen gibt es dabei für uns im wesentlichen drei Fragestellungen:
1. Verstehen wir das Unternehmen, seine Produkte und langfristigen Zukunftsaussichten gut genug?
2. Wird das Unternehmen von einem fähigen und ehrlichem Management geführt?
3. Können Anteile an dem Unternehmen zu einem attraktiven Preis erworben werden?
Alles sind im Prinzip einfache Fragestellungen – die Beantwortung ist in der Regel allerdings nicht einfach und vor allem sehr zeitintensiv.
Wir fangen damit an, alles Verfügbare über das Unternehmen zu lesen.
Die jährlich erscheinenden Geschäftsberichte, Artikel, Bücher – dieser Prozess kann sich durchaus über mehrere Wochen hinziehen.
Es ist erstaunlich, wie viel man bereits mit frei verfügbaren Informationen lernen kann, wenn man sich nur die notwendige Zeit nimmt.
In der Regel versuchen wir dann auch, mit dem Management des Unternehmens in Kontakt zu kommen – telefonisch oder persönlich.
Gerade bei kleinen Unternehmen ist das meist möglich. Hier versuchen wir unser Wissen zu vertiefen und die Personen an der Spitze kennenzulernen.
Das Ergebnis ist in der Regel übrigens ganz einfach die Erkenntnis, dass wir das Unternehmen nicht gut genug einschätzen können, um Aktionär werden zu wollen. Aber auch das ist eine wichtige Erkenntnis.
Man muss nicht alles verstehen.
Aber zu erkennen, wann man etwas nicht gut genug versteht, ist essentiell. Denn wenn man das nicht tut, kann es zu teuren Fehlentscheidungen kommen.
Kommen wir bei einem Unternehmen mal zu dem Schluss, dass wir gerne Aktionär wären, ist die letzte große Hürde zu nehmen – der Preis. Auch das beste Unternehmen ist leider kein gutes Investment, wenn man einen zu hohen Preis zahlt.
Dagegen kann ein mittelmäßiges Unternehmen zu einem guten Investment werden, wenn man Anteile zu einem äußerst geringen Preis erwirbt.
Der „Trick“ ist letztendlich, ein Unternehmen für weniger zu kaufen, als es wert ist.
Der Wert eines Unternehmens ist nichts anderes, als der heutige Wert der Zahlungsströme, die man dem Unternehmen während seiner Lebenszeit entnehmen kann.
Bekannt ist dieses Verfahren auch als Discounted-Cashflow-Verfahren. Dabei werden zukünftige Zahlungsströme abgezinst, da ein Euro, den man erst nächstes Jahr erhält, weniger wert ist als ein Euro, den man heute erhält.
Die Summe dieser abdiskontierten Zahlungsströme ist der Wert des Unternehmens. Man muss dazu die Zukunft des Unternehmens über Jahrzehnte vorhersagen – eine Aufgabe die fast unmöglich erscheint.
Und doch denken wir, dass uns in einigen Fällen zumindest eine grobe Abschätzung möglich ist.
Hier wird wieder der oben genannte Punkt „Verstehen wir das Unternehmen, seine Produkte und langfristigen Zukunftsaussichten gut genug?“ wichtig.
Verstehen wir diese nicht, ist eine Bewertung und damit eine Abschätzung, welcher Preis günstig ist, unmöglich. Das ist auch der Grund, warum wir in der Praxis keine komplexen Berechnungen mit dem Discounted-Cashflow-Verfahren durchführen.
Wir stecken die meiste Zeit in das Verstehen von Unternehmen und Geschäftsmodell.
Bei der Bewertung machen wir dann nur noch eine ungefähre Abschätzung, statt komplexer Berechnungen. Oder wie Warren Buffett sagt: „It is better to be approximately right than precisely wrong.”
Unser Portfolio sah bisher immer so aus, dass wir eine recht geringe Anzahl an Investments – typischerweise 10 – halten. Bedingt dadurch, dass man bei sehr intensivem und zeitaufwändigem Research und gleichzeitig hohen Anforderungen nur wenige passende Investments findet.
Wir wollen unser Geld jeweils in den besten Gelegenheiten investiert sehen, die wir aktuell kennen.
Cash halten wir daher übrigens in der Regel kaum, sind also meist zu 100% investiert.
Natürlich kann es sein, dass mal wieder ein Crash kommt und wir dann hätten günstiger einkaufen können. Aber das vorherzusehen ist nicht unsere Stärke.
Cash würden wir nur halten, wenn wir keine Investments mehr finden, bei denen wir bei einer langen Haltedauer (> 10 Jahre) keine akzeptablen Renditen mehr erwarten.
Eine lange Haltedauer ist übrigens auch aus steuerlicher Sicht sinnvoll: sobald man Gewinne realisiert, sind Steuern zu zahlen. Tut man das erst nach sehr langer Zeit, kann man in der Zwischenzeit gewissermaßen einen zinslosen Kredit vom Staat nutzen, weil die Steuerzahlungen erst beim Verkauf anfallen.
Meine Geldanlage-Tipps für euch
Sollten die Teilnehmer dieses Webinars versuchen, so wie wir vorzugehen?
Ehrlich gesagt – ich glaube, dass 99% von euch das nicht tun sollten.
Warum?
Es ist schwieriger und vor allem zeitaufwändiger als man denkt.
Ziel sollte es ja sein, besser abzuschneiden als der Markt.
Die Alternative ist immer, einen Indexfonds mit geringen Kosten regelmäßig zu besparen, und damit die Rendite des Marktes zu erzielen.
Die Meisten werden jetzt sicher denken, sie könnten mit ein wenig Aufwand zumindest etwas besser abschneiden als der Markt. Leider kann das per Definition schon nicht sein – es können nicht die meisten besser als der Durchschnitt sein.
In der Praxis zeigt sich, dass selbst die meisten Fondsmanager nach Kosten den Markt nicht schlagen – auch wenn einiges davon in strukturellen Nachteilen vieler Fondsstrukturen begründet liegt. Zeigt es doch, wie schwer das selbst für Profis ist.
Unserer Erfahrung nach ist es nur mit recht viel Aufwand möglich (und auch das ist bei weitem keine Garantie) bessere Renditen als der Markt zu erzielen.
Was könntest du mit diesem großen Zeitaufwand stattdessen erreichen?
Ich denke es ist kein Zufall, dass sich auf der Liste der reichsten Menschen der Welt nur wenige Investoren, vor allem aber Unternehmer finden.
Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, wie ich investieren würde, wenn ich nicht professionell investieren würde – und bin zu dem Schluss gekommen dass ich folgendes tun würde:
-
In mich und mein eigenes Business investieren
Was auch immer du beruflich genau machst, es gibt oft Möglichkeiten, hier Geld sehr gut zu investieren. Du kennst dein eigenes Business besser als jeder andere. Selbst wenn du kein Business hast, gibt es oft Möglichkeiten, auch als Angestellter in sich selbst zu investieren – Gregors Aufsteiger-Training ist sicher ein gutes Beispiel.
Natürlich macht es keinen Sinn, jetzt überall so viel Geld wie möglich reinzustecken – du musst schon abschätzen was eine sinnvolle Investition ist und was nicht. Und in den meisten Fällen ist es leider so, dass nicht beliebig große Beträge sinnvoll investiert werden können.
-
Regelmäßig einen kostengünstigen, weltweit streuenden Indexfonds besparen
Das generiert kaum Aufwand und hat auf lange Sicht in der Vergangenheit zu sehr guten Resultaten geführt. Das „regelmäßig“ halte ich übrigens auch für wichtig. Viele versuchen, auf den nächsten Crash zu warten um dann günstig einzusteigen, verlieren in diesem Fall dann aber eher die Nerven und verkaufen alles.
Es klingt fast zu simpel – aber doch bin ich davon überzeugt, dass das für die meisten langfristig die besten Resultate bringen wird. Auch nicht zu unterschätzen auch hier übrigens der Steuerverschiebungseffekt: es macht einen großen Unterschied, ob man häufig Gewinne realisiert und versteuern muss, oder ob man einmal nach Jahrzehnten alle Gewinne realisiert und versteuert.
Eure Fragen für das Webinar
Ich hoffe, dieser Text hat dem ein oder anderen etwas gebracht. Viel wichtiger wird aber das Webinar, welches sich daran anschließt.
Da es im dessen Rahmen keinen Vortrag von mir mehr geben wird, sondern wir direkt mit Fragen von euch starten, lebt das Webinar von euren Fragen!
Ihr könnt mir eigentlich jede Art von Fragen stellen – ich werde alles beantworten wozu ich etwas sagen kann.
Die einzige Art von Fragen, die ich nicht beantworte ist, welche Aktien ich aktuell konkret kaufe oder zum Kauf empfehlen würde – hier muss sich jeder seine eigenen Gedanken machen.
Aktientipps sind meiner Erfahrung nach leider keine gute Idee.
Fragen zum vorhergehenden Text, die jemand gerne noch tiefergehender erklärt haben möchte, sind eine gute Möglichkeit.
Ansonsten ist natürlich jede Frage aus dem Bereich Geldanlage erwünscht. Gern auch ganz konkrete Dinge, die euch persönlich betreffen. Auch zum Thema Erreichen der Finanziellen Freiheit könnt ihr mir gern Fragen stellen. Zum Thema Webseiten und Affiliate Marketing kann ich vielleicht auch das ein oder andere beitragen.
Aufzeichnung (herzlichen Dank an alle Fragesteller des Live-Webinars)
Was war für mich die interessanteste Erkenntnis?
Super leicht über www.dataroma.com ablesen zu können wir berühmte Investoren (z.B. Warren Buffett) gehandelt haben – auch wenn ich das nicht als Quelle meiner Entscheidung heranziehen sollte. 😉
Welche Information war für Sie eine interessante Erkenntnis?
Bitte posten Sie diese sichtbar für alle anderen Teilnehmer via Kommentarfunktion. Über die Kommentarfunktion antwortet Stefan Boissier-Mohr gerne auch auf Aufsteiger-Fragen.
Herzlichen Dank an alle Engagierten!
Weitere Aufsteiger-Inhalte:
- Hoch-Dividenden-Rente – Webinar mit Luis Pazos
- Kontostand plötzlich -24.000 Euro
- Woher dauerhaft mehr Kraft nehmen?
Hallo zusammen,
vielen Dank für das interessante Webinar und die vielen Informationen auch im Einführungstext.
Ich hatte bis vor einigen Monaten einen Börsenbrief abonniert. Bis ich mich selbst mehr mit der Materie und den für mich interessanten Unternehmen beschäftigt habe.
Ich denke jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich, weshalb ich das jetzt auch in eigener Regie umsetze.
Für mich ist auch wichtig, dass ich mich mit meinen Entscheidungen wohlfühlen kann. Das Verstehen des Unternehmens ist denke ich ein guter Punkt.
Nochmals vielen Dank für den spannenden Inhalt.
Gruß Jonas