Besonders dividendenstarke Aktien
von Luis Pazos, Experte für Hochdividendenwerte
„Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ lehrte der griechische Philosoph Heraklit vor etwa 2.500 Jahren. Das gilt sogar für Finanzprodukte und Anlagestrategien.
Zeitsprung: Im 18. Jahrhundert ringen die beiden damaligen Supermächte England und Frankreich immer wieder erbittert mit Waffengewalt um die Vorherrschaft in Europa sowie die Ausweitung ihres Kolonialreichs im Rest der Welt. Diese militärisch ausgetragenen Konflikte sind vor allem eins: teuer.
Um den enormen Finanzbedarf zu decken zapft insbesondere England seinen äußerst fortschrittlichen Kapitalmarkt an und emittiert fleißig Anleihen. Deren Kurse schwanken fortan in Abhängigkeit der Laune der Fortuna, denn Zins und Tilgung lassen sich nur durch gewonnene Schlachten refinanzieren – wenn überhaupt.
In den Jahren 1772 und 1773 kam es ausgehend vom britischen Finanzzentrum London zu einer außerordentlichen Bankenkrise. Aufgrund mangelnder Fronterfolge und einem damit einhergehenden Preisverfall am Anleihemarkt sowie übermäßige Kreditvergabe im Boom nach dem Siebenjährigen Krieg mussten mehrere britische Kreditinstitute den Weg in die Insolvenz antreten.
Tausende Privatkunden des im Aufstieg befindlichen Bürgertums verloren ihre Ersparnisse und Kapitaleinkünfte. Letztere stellten gerade für Ruheständler, Witwen und Waisen die oftmals einzige Einkommensquelle dar. Herbe Verluste verzeichneten auch viele Kontinentaleuropäer.
Entweder, weil sie im Vertrauen auf die Stabilität des damaligen Weltfinanzzentrums ihr Geld auf der Insel angelegt hatten oder aber weil ihre eng mit den englischen Banken verflochtenen Institute mit in den Konkursstrudel gerissen wurden. Letzteres war insbesondere an den Finanzplätzen Edinburgh und Amsterdam der Fall.
Eine niederländische Finanzinnovation
Dieses einschneidende Ereignis nahm der niederländische Kaufmann Abraham van Ketwich zum Anlass, eine möglichst krisenfeste und dennoch ausschüttungsstarke Finanzinnovation zu entwickeln, die der bisher fast unumgänglichen Bildung von Klumpenrisiken entgegenwirken sollte.
Im Jahr 1774 legte er unter dem Namen „Eendragt Maakt Magt“ (deutsch: „Eintracht macht stark“) den ersten Publikumsfonds auf. Um die beiden Leitgedanken der breiten Streuung und nachhaltigen Dividende glaubwürdig zu verbriefen entwarf van Ketwich einen Emissionsprospekt mit verbindlichen Regeln für das Fondsmanagement und damit sich selbst – heute eine Selbstverständlichkeit, seinerzeit revolutionär.
Das Reglement schrieb eine weltweite Streuung des Fondsvermögens über mindestens 2.000 Titel sowie eine Fixdividende in Höhe von vier Prozent auf den Emissionskurs zuzüglich einer Gewinnbeteiligung vor.
Investiert wurde in Staats- und Unternehmensanleihen, Schuldverschreibungen öffentlicher Institutionen, Aktien sowie unternehmerische Beteiligungen in Europa sowie den Kolonien.
Der Emissionspreis betrug 500 Gulden je Anteil, was heute in etwa 10.000 Euro entspricht, der einmalige Ausgabeaufschlag 0,5 Prozent, die jährliche Verwaltungsgebühr bescheidene 0,2 Prozent des verwalteten Vermögens. Fünfzig Jahre später wurde der Fonds planmäßig zu 561 Gulden je Anteil liquidiert, auf dem Höhepunkt der napoleonischen Kriege im Jahr 1811 mussten die Anteileigner jedoch ein Allzeittief von 125 Gulden aushalten.
Noch erfolgreicher war übrigens der 1776 von der Bank von Utrecht aufgelegte und ebenfalls von Abraham van Ketwich gemanagte Publikumsfonds „Voorderig En Vorsiglig“ (deutsch: „vorteilhaft und vorsichtig“). Er hatte ganze 117 Jahre Bestand und zahlte durchgängig mindestens die Fixdividende in Höhe von sechs Prozent – und das in der inflationsfreien Phase des klassischen Goldstandards.
Der Niedergang der Dividendenkultur
Zu dieser Zeit beschritt das Deutsche Reich einen gänzlich anderen, auf fatale Weise bis heute nachwirkenden Weg. Im Jahr 1891 und damit zwei Jahre bevor „Voorderig En Vorilig“ liquidiert wurde gab Otto von Bismarck eine Erklärung zur kurz vor der Einführung stehenden gesetzlichen Rentenversicherung. Sie sollte „auch den gemeinen Mann [lehren], das Reich als eine wohlthätige Institution anzusehen.“
Bereits einige Jahre zuvor hatte der Reichskanzler seinem Presseagenten Moritz Busch das Leitmotiv bürokratischer Sozialfürsorge erörtert: „Wer eine Pension hat für sein Alter, der ist viel zufriedener und viel leichter zu behandeln, als wer darauf keine Aussicht hat. Sehen Sie den Unterschied zwischen einem Privatdiener und einem Kanzleidiener, der letztere wird sich weit mehr bieten lassen, denn er hat Pension zu erwarten.“
Auf diesem Humus sollte dann auch keine breitenwirksame Aktienkultur gedeihen. Noch im Jahr 2007 äußerte sich der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt in einem Interview wie folgt: „Die Aktie an sich ist ein meinem Gefühl und meinem Denken wenig entsprechendes Instrument. Als Altersvorsorge ist die Aktie unbrauchbar.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte das börsennotierte Produktivkapital zumindest in Deutschland und weiten Teilen Europas seinen mehrere hundert Jahre währenden Einkommens- und Versorgungscharakter weitgehend verloren.
Einkommens- und Versorgungscharakter weitgehend verloren
Dies war vor allem auch daran abzulesen, dass die durchschnittliche Dividendenrendite unter die entsprechende Anleiheverzinsung fiel und bis in die jüngste Vergangenheit verharrte.
Historisch war das ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Zuvor hatten Aktienbesitzer aufgrund des höheren Risikos stets auf höheren Ausschüttungsrenditen bestanden als Anleihebesitzer.
Spätestens der Anfang der 1980er Jahre einsetzende Bullenmarkt läutete dann den stillen Abschied von der dividendenorientierten Unternehmenspolitik ein. Ausschlaggebend hierfür waren im Wesentlichen ein ökonomischer und ein steuerrechtlicher Anreiz sowie eine regulatorische Vorgabe.
Ökonomisch führte die Aufbruchsstimmung nach der Stagnation der 1970er Jahre mit ihrer ersten großen Nachkriegsrezession sowie zweier Ölkrisen zu der mittlerweile empirisch widerlegten Annahme, die Auszahlung von Dividenden könnten nur auf Kosten des Unternehmenswachstums erfolgen. Hier sei auf die jeweils milliardenschwere Hochzeit (1998) und Scheidung (2007) der Daimler-Benz AG mit der Chrysler Corporation verwiesen.
Steuerrechtlich kanalisierte die Ungleichbehandlung von Dividenden und Kursgewinnen die Aufmerksamkeit des Publikums nachvollziehbarerweise auf letztere – bis Ende 2008 waren in Deutschland Kursgewinne nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei, Dividenden wurden zur Hälfte mit dem persönlichen Steuersatz belastet.
Regulatorisch schließlich führte die Deckelung der Managementgehälter in den USA zur Einführung der erfolgsabhängigen Vergütung per Aktienoptionen. Dementsprechend versuchten viele Unternehmenslenker fortan, den Aktienkurs des jeweiligen Unternehmens entsprechend den Ausübungsmodalitäten ihrer Optionen zu gestalten, das heißt in der Regel hochzuhalten. Der Abfluss von Liquidität in Form von Dividenden war hierzu ungeeignet.
Eine vitale und weltweite Wertpapiernische
Nichts desto trotz haben die von Abraham van Ketwich etablierten Prinzipien in verschiedenen Nischen der angelsächsischen (Finanz-)Welt überlebt.
Mehr als das sind die zeitgenössischen Vertreter, sogenannte Hochdividendenwerte, englisch „high-yield stocks“, sogar quicklebendig und erfreuen sich in einschlägigen Kreisen, vor allem innerhalb der Generation der im Rentenübergang befindlichen „baby boomer“, sogar wachsender Beliebtheit. Das liegt freilich auch daran, dass in deren Verbreitungsgebiet traditionell ein bedeutender Teil der Altersbezüge direkt oder indirekt über börsennotierte Wertpapiere generiert wird.
Dementsprechend ist die Anlage- und Dividendenpolitik zahlreicher Wertpapieranlagen exakt am Typus des ausschüttungsorientierten Anlegers oder Einkommensinvestors ausgerichtet.
Gerade in den letzten Jahren haben sich zudem mehr und mehr Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter an dem wachsenden Bedürfnis nach einem kalkulierbaren Zusatzeinkommen orientiert.
Was genau sind nun Hochdividendenwerte beziehungsweise was kennzeichnet dieses Wertpapiersegment?
Trotz einer sehr breit gefächerten und internationalen Produktvielfalt eint die Produktgattung im Wesentlichen acht Merkmale:
- Börsennotiz: Bei allen Hochdividendenwerten handelt es sich um börsennotierte Wertpapiere, anders als am grauen Kapitalmarkt sind die jeweiligen Kapitalanlagen transparent und liquide handelbar.
- Gesetzgebung: Zahlreiche Instrumente aus dem Bereich der Hochdividendenwerte unterliegen einer speziellen Gesetzgebung mit entsprechenden Rechten und Pflichten.
- Steuerbefreiung: Aufgrund der speziellen Gesetzgebung sind viele Hochdividendenwerte auf Ebene des Unternehmens von der Körperschaftssteuer befreit.
- Auflagen: Ebenfalls aufgrund der speziellen Gesetzgebung unterliegen viele Hochdividendenwerte besonderen Verpflichtungen wie beispielsweise einer Mindestausschüttungsquote.
- Ausschüttungsrendite: Die Kombination aus Steuerfreiheit und Verpflichtungen schlägt sich meist in überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen nieder.
- Ausschüttungsfrequenz: Dividendenzahlungen erfolgen bei Hochdividendenwerten grundsätzlich mehrmals pro Jahr, mindestens halbjährlich, meist jedoch quartalsweise oder gar monatlich.
- Managementrichtlinie: Zahlreiche Hochdividendenwerte pflegen eine „managed distribution policy“, eine Ausschüttungsrichtlinie, die in Höhe und Zeit vorab fixierte Auszahlungen über ein Jahr umfasst.
- Zielgruppe: Oft richten sich Hochdividendenwerte an den Bedürfnissen künftiger beziehungsweise aktueller Rentner sowie Pensionskassen und ähnlichen Altersvorsorgesystemen aus.
Soviel zunächst zur Theorie. Aus dem breiten Spektrum der international vertretenen Gattung der Hochdividendenwerte werden nachfolgend sechs von etwa zwanzig verschiedenen Instrumenten exemplarisch vorgestellt:
Business Development Company (BDC)
Die BDC ist eine gesetzlich reglementierte Form börsennotierter Beteiligungs- und Sanierungsgesellschaften in den USA, die in den 1980er Jahren etabliert wurde, um Anlagen in Risikokapital für Kleinanleger attraktiver zu gestalten und so die Finanzierungsmöglichkeiten mittelständischer Unternehmen zu stärken.
Besonderheit: Keine Besteuerung erschafft höhere Dividendenausschüttung!
Zu dem Zweck werden BDCs auf Unternehmensebene nicht besteuert, solange sie ihren Anteilseigner mindestens 90 Prozent des Reinertrags ausschütten, der wiederum zu mindestens 90 Prozent aus Dividenden, Zinsen und Kapitalgewinnen generiert werden muss.
Die Ausschüttungen erfolgen quartalsweise.
Ferner muss das Beteiligungsportfolio der BDC zu mindestens 70 Prozent aus Unternehmen mit Hauptsitz in den USA bestehen.
Um das Geschäfts- und damit Ausfallrisiko der Anteilseigner zu begrenzen müssen die gesetzlich regulierten BDCs ihre Investitionen diversifizieren und für jeden Dollar Schulden über zwei Dollar Vermögenswerte verfügen. Darüber hinaus sind sie gezwungen, ihre Beteiligungen jedes Quartal neu zu bewerten. Knapp 40 BDCs sind in den USA gelistet, die auf eine Dividendenrendite von sechs bis 14 Prozent pro Jahr kommen.
Beispiel: TICC Capital (NASDAQ: TICC). Detaillierter Blogbeitrag.
Royalty Trust
Die überwiegend in Kanada und den USA beheimateten Royalty Trusts verwalten Lizenzen, Patente, Gasvorkommen, Ölfelder, Minen und Gruben, deren Nutzungsrecht beziehungsweise Betrieb gegen die Zahlung einer Gebühr in der Regel langfristig an Dritte abgetreten wird.
Vertragspartner sind meist Einzelunternehmen und Vertriebsorganisationen sowie Rohstoff- und Explorationsunternehmen. Wie die BDC müssen auch Royalty Trusts mindestens 90 Prozent ihrer steuerbaren Erträge an die Anteilseigner ausschütten um sich von der Körperschaftssteuer befreien zu lassen beziehungsweise die Besteuerung auf die Investorenebene verlagern zu können.
Die Ausschüttungen erfolgen in aller Regel quartalsweise.
Gerade im Rohstoffbereich sind Royalty Trusts oft auf fest definierte Zeit- oder Mengenkontingente ausgelegt. Im Anschluss besteht zum Teil eine Rückkaufverpflichtung durch den Emittenten, zum Teil fallen sie aber auch unentgeltlich an diesen zurück. Andere Trusts wiederum werden bis zur Erschöpfung der Quelle oder Ablauf des Patents betrieben, womit ihr Wert auf null fällt. Handelbar sind derzeit mehrere dutzend Titel mit Dividendenrenditen von bis zu 16 Prozent pro Jahr.
Beispiel: Crius Enegry Trust (Toronto Stock Exchange: KWH.UN). Detaillierter Blogbeitrag.
Real Estate Investment Trust (REIT)
REITs sind börsennotierte Unternehmen, die im Bereich der Erschließung, Verwaltung und Bewirtschaftung von Grundstücken, Immobilien sowie im Hypothekengeschäft tätig sind.
Sie unterliegen durchweg einer eigenen Gesetzgebung, die den Status an bestimmte Vorgaben, so etwa eine minimale Ausschüttungsquote, knüpft. Im Gegenzug sind REITs auf Unternehmensebene meist von der Körperschaftssteuer befreit.
Seit 1960 haben ausgehend von den USA knapp 40 Länder solche REIT-Gesetze erlassen, an den Börsen rund um die Welt sind mehrere hundert Gesellschaften notiert – selbst in Deutschland.
Die bekanntesten Vertreter der Hochdividendenwerte
Aus dem Grund dürfte es sich auch um den bekanntesten Vertreter der Gattung der Hochdividendenwerte handeln.
Eher traurige Berühmtheit erlangten REITs zudem nach dem Platzen der US-amerikanischen Immobilienblase ab 2007. Mit den Häuserpreisen sackten auch die Notierungen der US-REITs um bis zu 75 Prozent ab. REITs schütten traditionell quartalsweise, bisweilen sogar monatlich aus, die Dividendenrendite beträgt auf das Jahr hochgerechnet etwa vier bis zwölf Prozent.
Beispiel: REIT Indexplus Income Fund (Toronto Stock Exchange: IDR.UN). Detaillierter Blogbeitrag.
Preferred Share
Auch wenn diese vor allem in Kanada und den USA beheimatete Anlageklasse mit „Vorzugsaktie“ übersetzt wird unterscheiden sich Preferred Shares oder Preferred Stocks erheblich vom deutschen Pendant.
Ausgestaltet als Zwitter mit den Merkmalen sowohl von Aktien als auch Anleihen sind sie am ehesten mit Genussscheinen zu vergleichen. Rechtlich gelten sie zwar als Eigenkapital, gleichwohl verfügen sie über eine zinsähnliche Fixdividende, die in der Regel quartalsweise gezahlt wird.
Zudem sind alle Preferred Shares mit einem fixen oder variablen Rückkauftermin, in der Regel zum Emissionskurs, ausgestattet. Daher ist ihr Kurs im Vergleich zu den Stammaktien bedeutend stabiler.
Es existieren mehrere hundert Papiere mit erheblicher Bandbreite, eigenem Rating und zum Teil komplexem Regelwerk. Bei einer Investition kommt der Anleger folglich um einen gründlichen Blick in das Emissionsprospekt nicht herum.
Die Dividendenrendite schwankt zwischen vier und acht Prozent pro Jahr.
Beispiel: PowerShares Preferred Portfolio ETF (New York Stock Exchange Arca: PGX). Detaillierter Blogbeitrag.
Stapled Security
Die Stapled Security ist eine vor allem in Australien verbreitete Anlageklasse, bei der mehrere Wertpapiere in einem einzigen börsennotierten Investment gebündelt respektive „gestapelt“ werden.
Typischerweise wird dabei eine Aktie (Eigenkapital) mit einer Unternehmensanleihe (Fremdkapital) oder aber einem speziell zu diesem Zweck konzipierten Trust kombiniert. Diese Kombination wird dann nicht mehr separat sondern nur noch als ein einziger Anteilsschein, eben die Stapled Security, emittiert und über die Börse gehandelt.
Genutzt wird diese spezielle Wertpapierklasse überwiegend von Investment- und Infrastrukturgesellschaften sowie Unternehmen aus dem Immobiliensektor vor allem aus steuerlichen Gründen. An der australischen Börse in Sydney sind mehrere Dutzend Stapled Securities notiert, die meist quartalsweise ausschütten. Die Dividendenrendite beträgt etwa vier bis acht Prozent pro Jahr.
Beispiel: Spark Infrastructure Group (Australian Stock Exchange: SPK). Detaillierter Blogbeitrag.
High Yield Note
Ein verhältnismäßig junges Wertpapier, der erste Titel wurde 2006 emittiert, ist die Exchange Traded Note (ETN). ETNs sind Bankschuldverschreibungen, die am ehesten mit den weitaus bekannteren Zertifikaten verglichen werden können. Sie bilden einen festgelegten Basiswert ab.
Hierfür kann ein Index aber auch ein Korb unterschiedlicher Wertpapiere, Währungen oder auch Rohstoffe in Betracht kommen. Im letzten Fall wird die Schuldverschreibung auch als Exchange Traded Commodity (ETC) bezeichnet.
Der Kurs einer ETN vollzieht nach Emission den Preis des jeweils zugrundeliegenden Basiswerts eins zu eins nach. In der Regel haben ETNs eine feste Laufzeit. Letztlich erwirbt der Käufer einer ETN immer eine Forderung gegenüber dem emittierenden Finanzinstitut. Aus dem Grund werden die Ausschüttungen von ETNs auch als Zinsen und nicht als Dividenden eingestuft.
Die spekulativsten Hochdividendenwerte
Es existiert eine Vielzahl von ETNs, sogenannte High Yield Notes, auf ausschüttungsorientierte Instrumente wie BDCs oder REITs. Einige sind zudem gehebelt, was sie zu den spekulativsten Hochdividendenwerten überhaupt macht. Im Gegenzug kann hier die Ausschüttungsrendite bis zu zwanzig Prozent pro Jahr betragen.
Beispiel: ETRACS Monthly Pay 2xLeveraged Mortgage REIT ETN (New York Stock Exchange: MORL). Detaillierter Blogbeitrag.
Einige abschließende Hinweise
Fast alle der hier vorgestellten Instrumente können sowohl als Einzelinvestitionen als auch als Sammelanlage, sprich als Beteiligungsgesellschaft, börsennotierter Fonds oder Exchange Traded Fund (ETF) erworben werden. Das macht die Streuung und Verwaltung eines aus zahlreichen Einkommensquellen sprudelnden Weltportfolios für bequeme Anleger deutlich einfacher und knüpft sehr eng an die beiden zentralen, von Abraham van Ketwich etablierten Anlageprinzipien an.
Leser, die von den hier erwähnten Hochdividendenwerten – es gibt wie erwähnt noch zahlreiche weitere Instrumente – noch nie etwas gehört haben, auch nicht von ihrer Vertrauensperson in Finanzfragen, befinden sich übrigens in guter Gesellschaft.
Als Heimatmarktneigung, englisch „home bias“, bezeichnen Wirtschaftswissenschaftler die Tendenz von Beratern wie Anlegern, auf Geldanlagen aus heimischen Gefilden ein überproportional starkes Augenmerk zu legen. Das gilt eben nicht nur für einzelne Wertpapiere, sondern auch ganze Anlageklassen.
Selbst der bekannteste Vertreter unter den Hochdividendenwerten fristet hierzulande ein Schattendasein. Zumindest legt dies das Ergebnis einer Gemeinschaftsstudie von AXA Investment Managers und TNS Infratest aus dem Jahr 2013 nah. Ganze 93 Prozent der Befragten konnten mit dem Begriff „REIT“ (siehe oben) nichts anfangen. Dasselbe gilt vermutlich für die Tatsache, dass Wertpapiere existieren, die seit Jahrzehnten monatliche Ausschüttungen vornehmen.
Zwei Kröten müssen Einkommensinvestoren beziehungsweise solche, die es werden wollen, jedoch schlucken:
- Zum einen ist die Auswahl der Depotbank nicht ganz ohne. Bei vielen Instituten sind nicht alle Instrumente beziehungsweise Märkte handelbar.
- Zum zweiten wird die Steuererklärung in der Regel etwas umfangreicher und erfordert zumindest im ersten Jahr einmalig ein wenig mehr Aufwand als bis dato üblich.
Beide Hürden sind allerdings für engagierte Anlegern problemlos zu bewältigen.
Zum Autor
Luis Pazos wurde 1974 im Rheinland geboren und lebt in Südniedersachsen. Der Manager, Buchautor und Finanzblogger handelt seit 1994 ein breites Spektrum von Wertpapieren an den weltweiten Börsenplätzen.
Sein Spezialgebiet sind passive Einkommensstrategien mit Hochdividendenwerten
Mit „Bargeld statt Buchgewinn“, erschienen im FinanzBuch Verlag, hat er ein Standardwerk zum Thema verfasst.
Erfahrungen und Fachwissen teilt Luis Pazos regelmäßig mit allen Lesern seines Finanzblogs – in dieser Form ein einzigartiges Angebot im deutschsprachigen Raum.
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Hallo!
Sehr interessant und auch für mich (bis auf REIT) alles neue Anlagen. Der Artikel erweckt den Eindruck, dass es sich hier um relativ „sichere“ Anlagen handelt (Gesetzgebung), jedoch würde mich interessieren, von welcher Risikoklasse man hier wirklich spricht bzw. ob die Anlagen mit einem höheren Risiko als der gewöhnlichen Aktienanlage zu tun haben.
An einem Webinar mit Luis Pazos würde ich sehr gerne teilnehmen.
Schichte gerade um und habe selber einen Finanzplan – wie ich meinen Cashflow in den nächsten Jahren umschichten will – entwickelt. Da kommt mir dieser Beitrag gerade recht. Zusammen mit Seiten zu Dividendenaristokraten wird das jetzt richtig nett 🙂